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Geschwisterstreit - Was Eltern tun können

Eltern von zwei oder mehr Kindern kennen das: Streit im Kinderzimmer, Streit am Familientisch, Streit auf dem Autorücksitz… Streiten gehört dazu, wenn Kinder sich entwickeln. Geschwister leben Rivalität und Bündnis zugleich.


Für Eltern kann es anstrengend sein, wenn kleine oder grössere Kinder sich andauernd streiten. Deswegen ist es wichtig, ein paar Hintergründe dazu zu wissen und einige Handlungsoptionen zu kennen:


1. Geschwister kann man sich nicht aussuchen; sie sind oft sehr unterschiedlich.

> Nehmen Sie die Unterschiedlichkeit ihrer Kinder wahr und fördern Sie die Stärken und Talente jedes einzelnen Kindes individuell, aber zu gleichen Teilen. Seien Sie sich im Klaren darüber: Sie können nicht alle Kinder gleich erziehen.


2. Es ist nicht selbstverständlich, dass alle Charaktere sich immer miteinander vertragen.

> Sich nicht immer einig zu sein, ist normal. Auch Kinder haben ein Recht auf die eigene Sicht der Dinge – und dies im Streit auszuhandeln. Greifen Sie im Normalfall nicht in die Streitigkeiten ihrer Kinder ein, sondern versuchen Sie ihren Kindern Methoden beizubringen, wie sie Uneinigkeiten beilegen können (z.B.: sich zuhören, Kompromisse finden, nachgeben…)


3. Geschwisterkinder leben in einer natürlichen Rivalität um die Anerkennung und Zuwendung ihrer Eltern.

> Erkennen Sie dies (und den dazugehörigen Streit) an und versuchen Sie ihren Kindern möglichst wenig Grund für Rivalität zu geben, indem Sie jedes Kind sehen, fördern und unterstützen – auch das Kind, dass Ihnen emotional entfernter ist!


4. Geschwister leben in einer „Geschwisterfolge“, die ihre Entwicklung bestimmt.

Es gibt Erstgeborene, Mittlere und Jüngste. Ein erstes oder ein krankes Kind erfährt automatisch mehr Aufmerksamkeit in der Familie als ein viertes. Ein mittleres Kind muss sich in beide Richtungen arrangieren können usw. Diese unterschiedlichen Lebenseinstiege von Kindern sind oftmals (lebenslang!) Grund für Streitigkeiten.

> Unterschiedliche Geschwisterkonstellationen dürfen unterschiedliche Bedürfnisse auslösen. Das ist normal und sollte von den Eltern auch so verstanden werden. Versuchen Sie die Bedürfnisse Ihrer Kinder zu erkennen und nach Möglichkeit zu erfüllen. So haben Kinder weniger Grund für Streit.


5. Wenn ein Kind dauernd dominiert und ein anderes plagt:

> Greifen Sie auch dann nicht in jeden Streit ein, aber achten Sie darauf, dass das ruhigere Geschwisterkind nicht „untergeht“. Verzichten Sie dabei auf Schuldzuweisungen.


6. Streit unter Geschwistern kann auch gefährlich eskalieren, wenn z.B. ein Kind dem anderen körperlich überlegen ist und es angreift.

> Greifen Sie auch in körperlich ausgetragene Geschwisterstreitigkeiten nicht immer ein, sondern beobachten Sie die Kinder erkennbar. Das verändert oft schon eine Streitsituation deeskalierend. Greifen Sie dann in einen Streit ein, wenn Gefahr von Verletzung droht. Besprechen Sie mit etwas zeitlichem Abstand mit Ihren Kindern die gefährliche Situation und erklären Sie, warum Sie eingegriffen haben. Verzichten Sie auch hier auf Schuldzuweisungen.


7. Faires Streiten ist Entwicklungsdoping!

> Helfen Sie Ihren Kindern, auch im Streit fair zu bleiben. Helfen Sie Ihnen, streiten zu lernen! Leben Sie ihnen selbst vor, wie Eltern Meinungsverschiedenheiten auf faire Art austragen können. Das ist die beste Unterstützung, die Sie ihren Kindern für deren Leben mitgeben können.


Geschwisterstreit im Erwachsenenalter

Die Geschwisterbeziehung ist die längste Beziehung unseres Lebens.

Deswegen ist Geschwisterstreit nicht nur ein Kinderthema, sondern besteht auch unter vielen Erwachsenen. Entweder, weil eine Differenz aus der Kindheit weiter anhält oder weil sich im Laufe des Lebens eine neue Streitigkeit aufgetan hat.



Vier kurze Tipps zum Umgang mit Streit unter erwachsenen Geschwistern:

  1. Die Fokussierung auf gemeinsame schöne Erlebnisse und freudvolle Themen aus der Kindheit hilft oft aus Uneinigkeiten hinaus.

  2. Ziehen Sie in den Streit mit einem Geschwister nicht noch andere Familienmitglieder hinein! Bleiben Sie engagiert für die Versöhnung mit der betroffenen Person.

  3. Schlagen Sie ein klärendes Gespräch in angenehmer Atmosphäre vor. Laden Sie selbst dazu ein. Tun Sie dies evt. auch mehrmals.

  4. Akzeptieren Sie, wenn ein erwachsenes Geschwister sich absolut nicht einlassen will. Mit dem Beginn einer neuen Lebensphase endet manchmal auch ein Geschwisterstreit unverhofft.

Wenn Sie mehr lesen wollen:

  • Susann Sitzler, Geschwister. Die längste Beziehung des Lebens, Klett-Cotta, Stuttgart 2014

  • Jirina Prekop, Erstgeborene. Über eine besondere Geschwisterposition, Kösel, München 2000

  • Horst Petri, Geschwister. Liebe und Rivalität, Kreuz-Verlag, Zürich 1994


Andrea Gross, Kath. Theologin, System. Therapeutin





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